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Hanf: Das Profil einer vielseitigen Nutzpflanze

 

Hanf hat vor allem aus einem Grund einen schlechten Ruf in Deutschland: wegen der Kriminalisierung seines Gebrauchs als Rauschmittel. 1929 wurde indischer Hanf, Cannabis indica, zum ersten Mal in der deutschen Gesetzgebung erwähnt - im sogenannten "Opiumgesetz" des Deutschen Reichstages. Vorher war der Hanf auch auf deutschen Feldern häufig anzutreffen, da er sich leicht anbauen und zu einer Vielzahl qualitativ hochwertiger Produkte verarbeiten lässt. 1996 musste der Hanfanbau in Deutschland aufgrund eines höchstrichterlichen Urteils wieder freigegeben werden - mit Auflagen bezüglich der erlaubten Sorten. Inzwischen setzen wieder viele Landwirte auf die einst so beliebte Nutzpflanze, nicht nur wegen ihres wirtschaftlichen Potenzials, sondern auch wegen ihrer vielen positiven Effekte auf Boden, Umwelt, Klimawandel und CO2-Absorption.

 



Hanf und Cannabis - ein und dasselbe?

Zunächst muss man klar feststellen: Ja, Hanf und Cannabis sind ein und dasselbe, da die Gattungsbezeichnung für alle Hanfpflanzen Cannabis lautet. Im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich "Cannabis" jedoch als Bezeichnung für die aus einigen Cannabissorten gewonnenen Rauschmittel eingebürgert. Dies ist irreführend, denn rauscherzeugende Substanzen lassen sich längst nicht aus allen Hanfsorten rentabel gewinnen, weshalb man zwischen Nutzhanf beziehungsweise Industriehanf und dem illegal angebauten Rauschhanf unterscheiden muss. Zwar enthält auch Nutzhanf rauscherzeugendes Tetrahydrocannabinol (THC). Doch laut geltendem EU-Recht darf der Gehalt 0,2% der Gesamtpflanze nicht übersteigen - und damit eignen sich die inzwischen mehr als vierzig in Europa zugelassenen Nutzhanfsorten nicht zur Produktion von Rauschmitteln.

Nutzhanf und Rauschhanf driften dabei mehr und mehr auseinander. Während die industriell und agrartechnisch nutzbaren Hanfsorten auf möglichst geringen THC-Gehalt gezüchtet werden, bemühten sich die Züchter der berauschenden Hanfsorten um das Gegenteil, nämlich einen möglichst hohen Anteil von THC in Blüten und Blättern der Pflanze. Haschisch, ein Produkt aus dem klebrigen Blattharz der Pflanze, kann dafür als Indikator dienen. In den letzten fünfundzwanzig Jahren hat sich der THC-Gehalt von Haschisch drastisch erhöht. Waren es 1997 noch durchschnittlich 7,2%, so stieg der THC-Anteil bis 2019 auf 22,6% an. Man kann also mit Fug und Recht feststellen: Nutzhanf und Rauschhanf sind zwei vollkommen unterschiedliche Dinge.



Nutzhanf und seine Vorteile in der Umweltbilanz

Im Bemühen um einen umwelt- und klimaschonenden Umbau der Wirtschaft und im Kampf gegen den Klimawandel könnte Nutzhanf schon bald eine wichtige Rolle zukommen. So verbraucht die anspruchslose Pflanze im Vergleich zu anderen Nutzpflanzen wie beispielsweise Baumwolle deutlich weniger Wasser und Düngemittel und gedeiht auch auf trockenen Böden ausgezeichnet. Während etwa 11.000 Liter Wasser für ein Kilogramm Baumwolle benötigt werden, sind nur etwa 300 bis 500 Liter nötig, um die gleiche Menge Nutzhanf zu erzeugen.

Da Hanf wenig anfällig gegen Schimmel und Schädlinge ist, kann auch die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln und Schädlingsbekämpfungsmitteln beim Anbau von Hanf drastisch reduziert werden. Hanfpflanzen wachsen auch auf kargen Böden ausgesprochen schnell, da ihre Wurzeln bis zu 140 Zentimetern in die Tiefe reichen. Dadurch lockern sie auch den Boden auf und verbessern die Bodenqualität. Hanf wächst schneller als Holz oder Bambus und produziert mehr Sauerstoff als Bäume. Bis zu drei Ernten im Jahr sind möglich.

Sein extrem schnelles Wachstum sorgt dafür, dass er viel CO2 binden kann - bis zu 40 Tonnen CO2 pro Hektar Anbaufläche. Damit übertrifft Nutzhanf sogar Wälder mit seinem Potenzial, CO2 zu binden, denn die schnell wachsende Pflanze kann dreimal im Jahr geerntet werden. Nutzhanf könnte so helfen, den Klimawandel zu verlangsamen. In der Landwirtschaft stellt Hanfanbau eine ideale Zwischenfrucht dar, da die Pflanze Bodenerosion verhindert, keinen Kunstdünger benötigt (damit auch den Methanausstoß der Landwirtschaft senken hilft), dem Mutterboden Nährstoffe zuführt und sogar Schadstoffe aus dem Boden binden kann.



Hanfprodukte in der Medizin

Die Zahl der Patienten, die hierzulande mit medizinischen Cannabisprodukten behandelt werden, ist seit der Freigabe von Cannabis für medizinische Anwendungen im Januar 2017 stetig gestiegen - von etwa 500 im Jahr 2016 auf etwa 80.000 im Jahr 2021. Eingesetzt wird Cannabis vor allem bei schwerkranken Patienten, etwa bei chronischen Schmerzpatienten, Krebspatienten im Endstadium oder an Multipler Sklerose (MS) erkrankten Menschen. Sie profitieren von der schmerzlindernden, entkrampfenden, angstlösenden und beruhigenden Wirkung von Cannabis.

In den USA wird medizinisches Cannabis bereits seit 1996 eingesetzt, zuerst in Kalifornien. Die meisten anderen Bundesstaaten zogen seitdem nach - derzeit sind es 37 von 50 Bundesstaaten, die den medizinischen Gebrauch von Cannabis legalisiert haben. Dabei ist es nicht nur das THC, das im Blickpunkt der Medizinier steht, sondern auch Cannabidiol, auch als CBD-Öl bekannt. Wenn von medizinischem Cannabis die Rede ist, ist damit häufig auch CBD gemeint. CBD-Öl soll ein breites Wirkungsspektrum besitzen - von Schmerzlinderung, Angstlösung und Stressreduktion bis zur Verbesserung des Hautbildes. Es ist derzeit jedoch in Deutschland nicht als Nahrungsergänzungsmittel zugelassen, da nach Ansicht des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit noch nicht genügend Daten vorliegen, um seine Wirksamkeit abschließend zu beurteilen. Verkauft werden darf CBD-Öl trotzdem. Mit krankheitsbezogenen Aussagen oder als gesundheitsfördernd beworben werden darf es nach aktueller Rechtslage hingegen nicht.



Nutzhanf als Chance für die Textilindustrie

Auch in der Textilindustrie wird Nutzhanf zunehmend als attraktive Alternative etwa zur Baumwolle angesehen. Neben den umweltschonenderen Anbaumethoden liegt das vor allem an den zahlreichen Vorteilen, die aus Hanf hergestellte Textilien besitzen. Textilien aus Nutzhanf sind unter anderem

- atmungsaktiv
- feuchtigkeitsregulierend
- nehmen circa drei Mal soviel Feuchtigkeit auf wie Baumwolle
- keimtötend
- für Allergiker geeignet
- temperaturausgleichend
- schwer entflammbar.

Hanf-Textilien


Darüber hinaus sind Textilien aus Hanf auch sehr robust und halten in der Regel auch länger als Textilien aus anderen Rohstoffen. Deshalb wurden Segel und Seile in der Seefahrt früher aus Nutzhanf gefertigt, da sie besonders haltbar und wenig anfällig gegen Feuchtigkeit und Salzwasser waren. Ein Fun-Fact: Die erste Levi's-Jeans wurde nicht aus Baumwolle gefertigt, sondern aus Hanf. Neben Kleidungsstücken werden unter anderem auch Decken und Matratzen aus Hanftextilien hergestellt.



Nutzhanf in der Industrie

Die Automobilindustrie ist schon jetzt ein wichtiger Abnehmer für Hanffasern. Das liegt daran, dass Hanffasern immer mehr zu einer echten Alternative für den herkömmlichen Kunststoff werden. Formpressteile für die Kofferraumauskleidung, Armaturenbretter und die Türauskleidung werden inzwischen aus Hanffasern hergestellt. Die Bauteile sind überdies leichter als herkömmliche Formpressteile. Auch bei einem Unfall bieten sie einen zusätzlichen Schutz, denn beim Brechen bilden sich keine scharfen Schnittkanten - und darüber hinaus ist das Material nur schwer entflammbar. Diese Eigenschaften machen Hanfprodukte auch für viele andere Industriezweige interessant.



Hanf in der Papierherstellung

Die Papierindustrie gehört mit über 50% zu den größten Abnehmern für Hanffasern. Wie bei Holz kann man auch aus Hanffasern Zellstoff gewinnen, den wichtigsten Rohstoff bei der Papierherstellung. Dabei besitzen Hanffasern einen besonders hohen Gehalt an Zellulose. Im Gegensatz zu Holz bringen Hanffasern weniger Inhaltsstoffe ein, die bei der Papierherstellung störend sind und entfernt werden müssen. Darüber hinaus besitzt Hanf-Zellstoff auch längere Fasern, was das Hanfpapier reißfester macht - sogar in feuchtem Zustand. Fun-Fact: Die amerikanische Unabhängigkeitserklärung würde auf Hanfpapier geschrieben, die Gutenberg-Bibel auf Hanfpapier gedruckt. Das zeigt beeindruckend, wie haltbar das Papier ist.



Nutzhanf beim Hausbau und Renovieren

Hanfstein, der aus Naturkalk und Hanf in einem Kaltluftverfahren zu einem Ziegel gepresst wird, ist nur ein Beispiel für die Nutzung von Hanf im Bau. Inzwischen werden Materialien zum Schallschutz und zur Dämmung aus Nutzhanf gefertigt. Hanf ist

- ein schnell wachsender Rohstoff
- schimmelresistent
- langlebig
- dämmend
- ein natürlicher Schallschutz
- leicht zu verarbeiten
- schwer entflammbar (Brandschutz).

Diese Eigenschaften machen ihn zu einem vielversprechenden Rohstoff beim nachhaltigen Bauen und Renovieren. Und nicht zuletzt weist Nutzhanf eine bedeutend bessere CO2-Bilanz auf als viele andere Baustoffe wie zum Beispiel Beton.



Hanf als Nahrungsmittel

Hanfsamen im Müsli, Hanföl und zahlreiche andere Lebensmittel aus Hanf sind heute in allen Lebensmittelgeschäften und Drogerien zu erwerben. Immer mehr Menschen erkennen die Vorteile dieses Nahrungsmittels. So besitzt Hanf Eiweiße, die denen des Menschen sehr ähnlich sind, und ist deshalb ein guter Eiweißlieferant. Darüber hinaus besitzt Hanf einen hohen Anteil an pflanzlichen Proteinen, ist reich an Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren, enthält die Vitamine B1, B2 und E und darüber hinaus wichtige Spurenelemente wie Magnesium, Eisen, Zink und Calcium.



Nutzhanf als Tierfutter

Hanfsamen, aus Hanfsamen gepresstes Öl und der dabei anfallende Presskuchen eignen sich als Tierfutter oder Futterzusatz für Säugetiere, Vögel und auch für Fische. Damit könnten Hanfsamen und die daraus gewonnenen Produkte durchaus eine echte Alternative etwa zu Futtersoja bieten, zumal Hanf regional angebaut werden kann. Studien etwa der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften oder des französischen Landwirtschafts-Forschungsinstituts INRA konnten keine negativen Auswirkungen auf die Fleischqualität, die Legeleistung der Hühner oder die Gesundheit der Tiere feststellen.



Fazit:

Angesichts der vielfältigen Möglichkeiten, die Nutzhanf bietet, wird schnell klar: Eine öffentliche Diskussion, die nur um die regulierte Abgabe von Cannabis-basierten Freizeitdrogen kreist, verstellt den Blick auf das Wesentliche. Dadurch wird eine längst überfällige Förderung und verantwortungsvolle Gestaltung des Gebrauchs von Nutzhanf nur erschwert. Viele Industriezweige und Agrarbetriebe stehen schon in den Startlöchern, um die Potenziale der Hanfpflanze auszuschöpfen - ganz zu schweigen von den möglichen medizinischen Anwendungen. Es bleibt zu hoffen, dass die Politik in Deutschland nachzieht und endlich das ermöglicht, was in anderen Ländern längst Alltag ist: den vernunftgemäßen Gebrauch von Hanf für mehr Nachhaltigkeit, verbesserte Gesundheit, ökologisches Bauen, umweltfreundliche Kunststoffe und vieles mehr.

 

 




Quellen / weiterführende Links:

https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie..........

https://hanfjournal.de/2022/01/19/co%E2%82%82-ausgleich-durch-hanfanbau/

https://taz.de/Hanf-als-nachhaltiges-Textilmaterial/!5808911/

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1175273/umfrage/entwicklung-des-wirkstoffgehalts-von-haschisch-in-deutschland/

https://www.spektrum.de/wissen/hanf-mehr-als-nur-eine-droge/1397756

https://www.wir-leben-nachhaltig.at/aktuell/detailansicht/hanf-eine-vielseitige-nutzpflanze

https://www.allnatura.de/allnatura-essenziell/wissenswertes/wissenswertes-ueber-matratzen/rohstoffe-matratzen/hanf.html

https://eu.patagonia.com/de/de/our-footprint/hemp.html

https://www.vonhanf.de/hanfstein-und-hanf-kalk-stein/

https://www.hanfstein.eu

https://www.hanf-magazin.com/nutzhanf/baustoffe-aus-hanf/hanfsteine-nachhaltige-revolution-der-baubranche/

https://www.sueddeutsche.de/cbd/hanf-lebensmittel